Onkologie

Der Kopf-Hals-Bereich ist durch eine komplexe Anatomie gekennzeichnet. Bei der Behandlung von gutartigen und bösartigen Tumoren der Kopf/Hals-Region ist diese komplexe Anatomie sowie der Erhalt verschiedenster Funktionen, wie z.B. das Schlucken und das Sprechen, zu beachten. Die Inzidenz von malignen Kopf-Hals-Tumoren liegt in der Bundesrepublik Deutschland bei etwa 16 000 Neuerkrankungen pro Jahr ( dies entspricht nahezu 5% aller malignen Neuerkrankungen) und die Zahl der Neuerkrankungen ist in den letzten Jahren ansteigend.

Der bedeutendste krebserregende Stoff ist der Tabakrauch, auch der übermäßige Konsum von Alkohol spielt vor allem bei den bösartigen Kopf-Hals-Krebserkrankungen eine entscheidende Rolle. Bei einer Vielzahl gewerblicher Schadstoffe (Ruß, Teer, Nickel, Hitze) wird zurzeit eine karzinogene Potenz diskutiert. Insbesondere dem Asbest wird eine besondere Bedeutung zugeschrieben, eine Anerkennung als Berufskrankheit ist erfolgt.

Die Entstehung der Krebserkrankungen wird durch die langjährige Exposition gegenüber krebserregenden Stoffen gefördert. Die erwähnten exogenen Noxen führen zu einer Epithelschädigung  mit konsekutiver Epithelreaktion im Sinne einer Hyperkeratose. Bei langdauernder Einwirkung der Noxen steigt die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Epitheldysplasien, die fortschreiten und in ein Carcinoma in situ übergehen können. Ab dem Zeitpunkt eines Carcinoma in situ ist eine Rückbildung dieser Veränderung nicht mehr möglich. Als nächster Schritt erfolgt schließlich der Durchbruch der entarteten Zellen durch die Basalmembran, welches das invasive Karzinom mit der Potenz der Metastaseninduktion charakterisiert. In den meisten Fällen von Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region handelt es sich um sogenannte verhornte oder nicht-verhornte Plattenepithelkarzinome (90-95%). Bei dem Rest der Fälle handelt es sich um differenzierte und verruköse Karzinome sowie andere seltene Tumor-Entitäten.

Die überwiegende Mehrzahl aller Karzinome des Kopf-Hals-Bereichs lassen sich im Frühstadium durch chirurgische Therapieverfahren entfernen. Man unterscheidet dabei Eingriffe, die transoral (konventionell-chirurgisch oder - und dies ist inzwischen die verbreitetere Technik- laserchirurgisch) durchgeführt werden von Tumorresektionen von außen. Im Laufe der letzten Jahre wurden durch den gezielten Einsatz der Laserchirurgie viele transoral durchgeführte tumorchirurgische Eingriffe erst möglich. Während es sich bei der transoralen Chirurgie immer um Teilresektionen handelt, können transzervikal z.B. Teile des Kehlkopfes (z.B. der Glottis oder der Supraglottis) oder der gesamte Kehlkopf entfernt werden.

Die Wahl des chirurgischen Therapiekonzeptes wird hierbei zum einen von der Tumorgröße- und lokalisation und zum anderen vom Zustand des Patienten bestimmt. Falls Lymphknoten-Metastasen im Halsbereich vorliegen, sollten diese durch eine Operation von außen entfernt werden. Ziel der endoskopisch laserchirurgischen Resektionen sowie beispielsweise der Teilresektionen des Kehlkopfes ist die Erhaltung der funktionellen Integrität des Kehlkopfes unter Wahrung onkologischer Sicherheitskriterien.

Da die Prognose der Patienten mit Karzinomen des Kopf-Hals-Bereichs unmittelbar an das Stadium der lymphogenen Metastasierung gebunden ist, erfolgt im Rahmen der Primärtumortherapie auch die Therapie des regionären Lymphabflussgebietes. Das Vorgehen bei der chirurgischen Behandlung des regionären Lymphabflusses wird beeinflusst von der Art der Primärtumortherapie und umfasst eine Halslymphknotenausräumung (Neck dissection) verschiedenen Ausmaßes und/oder eine Strahlentherapie, ggfs. in Kombination mit einer Chemotherapie. Insbesondere das Fehlen oder Vorhandensein von in der bildgebenden Diagnostik suspekten Lymphknoten bestimmt neben der Primärtumorgröße und -lokalisation das Ausmaß der individuell ausgewählten Form der Neck dissection und der weiteren adjuvanten Therapie.

 

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