Schnarchen

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) ist die häufigste schlafassoziierte Atemstörung und betrifft 2% aller Frauen und 60% der Männer im Alter von 60 Jahren. Damit zählt OSAS zu den häufigsten Volkskrankheiten! Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch wiederholte Obstruktionen der oberen Atemwege im Schlaf. Die Einengung der Atemwege wird durch einen reduzierten Muskeltonus hervorgerufen, der den Atemwegskollaps begünstigt. Die Betroffenen klagen typischerweise über eine ausgeprägte Tages- und Morgenmüdigkeit, eine erhöhte Einschlafneigung verbunden mit kurzen Schlafattacken und somit über einen unerholsamen Schlaf. Die Lebenspartner der Betroffenen werden häufig durch überlautes Schnarchen gestört, welches das klassische Leitsymptom der Erkrankung ist. Die schlafbezogene Atemstörungen können schwerwiegende gesundheitliche und soziale Konsequenzen nach sich ziehen. Als Folge der Atemwegsobstruktion, mit verminderter Sauerstoffsättigung des Blutes während des Schlafes, treten kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt gehäuft auf. Aufgrund der Abnahme der Sauerstoffkonzentration im Blut klagen viele Patienten auch über eine Beeinträchtigung der intellektuellen Leistungsfähigkeit, Persönlichkeitsveränderungen sowie Libido- und Potenzverlust. Bedingt durch die ausgeprägte Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen ist z.B. das Risiko eines Verkehrsunfalls deutlich erhöht, da die Patienten während monotoner Autofahrten einschlafen können (sog. Sekundenschlaf). Daher ist es von besonderer Bedeutung, Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom frühzeitig zu erkennen und eine weiterführende Diagnostik und Therapie einzuleiten. Dabei ist gemäß der sogenannten „BUB-Richtlinie“ (Bewertung medizinischer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden,§ 135 Abs. 1, SGB V) eine genaue Stufendiagnostik einzuhalten und von einem gemäß BUB-Richtlinie qualifizierten Arzt zu bewerten. Hier setzt die enge Zusammenarbeit der Abteilungen der HNO-Klinik und der Inneren Medizin/Schlafmedizin an und ermöglicht ein interdisziplinäres Vorgehen bei der Behandlung.

Zur Objektivierung von Patientenaussagen bzw. von fremdanamnestischen Angaben können ambulant während des Schlafes, durch eine so genannte Screening-Untersuchung, Sauerstoffsättigung, Atemgeräusche und Herzfrequenz aufgezeichnet werden. Dennoch ist bei alleiniger Verwendung dieser Screening-Geräte eine exakte Schlafbeurteilung nicht möglich, da sie bisher keine Ableitung von hirnelektrischer Aktivität enthalten.

Als Goldstandard zur genauen Verifizierung eines OSAS und differenzialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber anderen  schlafbezogenen Atmungsstörungen gilt daher heute die Polysommnographie. Unter stationären Bedingungen werden im Schlaflabor zusätzlich zu den im Rahmen der Screening-Untersuchung erfassten Parametern thorakale und abdominale Atemexkursionen, die transkutane pCO2-Messung sowie die hirnelektrische Aktivität abgeleitet.

Allgemeine Behandlungsmaßnahmen schlafbezogener Atemstörungen umfassen Gewichtsnormalisierung, Alkohol- und Nikotinkarenz sowie insbesondere abends die Vermeidung von reichhaltigen Mahlzeiten. Außerdem sollte auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus geachtet werden.

Eine nichtchirurgische, konservative Behandlungsform kann durch verschiedenste Hilfsmittel, wie z.B. die Esmarch-Schiene (eine Form der Aufbissschiene die den Unterkiefer vorverlagert), Nozo-Vent, Breathe Right, Somno Guard und viele andere, durchgeführt werden.

Bei schwereren Graden der OSAS oder Erfolglosigkeit der Aufbissschiene können die instabilen Anteile der Luftwege durch eine kontinuierliche Überdruckbeatmung „pneumatisch geschient“ werden, so dass diese während des Schlafs nicht mehr kollabieren und Apnoephasen verursachen können. Diese nasale CPAP-Maske muss hierfür im Schlaflabor angepasst werden.

Operative Therapiemaßnahmen des HNO-Chirurgen richten sich nach der individuellen Pathologie/Problematik. Etablierte Verfahren sind die Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP) mit Entfernung der Gaumenmandel (Tonsillektomie), bei der überschüssige Schleimhautanteile aus dem Bereich der hinteren Gaumenbögen reseziert werden und die Schleimhaut gestrafft wird. Die Operation kann konventionell-chirurgisch mittels Laser oder mit der sog. Hochfrequenzchirurgie durchgeführt werden. Bei manchen Patienten sind auch adjuvante Operationen, wie die Verkleinerung der Nasenmuscheln oder die Begradigung der Nasenscheidewand, zur Verbesserung der Nasenatmung notwendig. Weitere Operationen sind die Reduktion der Zungengrundmandeln und die so genannte Hyoid Suspension. Ziel all dieser Operationen ist die Vergrößerung des Atemwegsdurchmessers im Rachenbereich und hiermit die Reduktion des Schnarchgeräusches.

 

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