Palliativmediziner Prof. Dr. Dr. Andreas S. Lübbe veröffentlicht Neuauflage seines erfolgreichen Buches

Wie wollen wir sterben?

Der Umgang mit Sterbenden wird in Deutschland derzeit viel diskutiert. Können andere Länder als gute Beispiele dienen oder gilt es, im Bereich der Palliativmedizin eigene Wege zu beschreiten? In jedem Fall ist es ratsam, sich umfassend zu informieren.
Prof. Dr. Dr. Andreas S. Lübbe, Leiter der Palliativstation der Karl-Hansen-Klinik Bad Lippspringe und Chefarzt einer onkologischen Schwerpunktklinik, hat jetzt eine überarbeitete Auflage seines als Standardwerk im Bereich Palliativmedizin geltenden Buches „Für ein gutes Ende“ veröffentlicht.
Der Untertitel „Von der Kunst, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten“ macht deutlich, dass Palliativmedizin im ärztlichen Kontext eine Sonderrolle spielt. „Eine Medizin, die auf das Gesundmachen ausgerichtet ist, lässt keinen Platz, das Sterben zu thematisieren“, kritisiert Lübbe. Er vermisst auch bei einigen Kolleginnen und Kollegen das Menschliche und kritisiert die zu sehr im Fokus stehende Ausrichtung auf das technisch und medizinisch Mögliche. „Wenn Patienten den Eindruck bekommen, ein Laborwert wäre wichtiger als ihr Wohlbefinden, wenn Ärzten Mitgefühl und Empathie als Schwäche und fachliche Inkompetenz ausgelegt werden, dann läuft etwas schrecklich schief“, mahnt der Palliativmediziner.
Der Autor gibt in seinem Buch, das sich explizit auch an medizinische Laien richtet, einen breiten Überblick über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und macht Mut, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, bevor es einen selbst betrifft.
Eindrucksvoll schildert er seine Erfahrungen auf der Palliativstation, schildert anonymisierte Lebensende-Geschichten und gibt Ratschläge zur richtigen Kommunikation zwischen Patient und Arzt.
„Im Idealfall beschäftigt man sich mit einem möglichen Lebensende dann, wenn man noch nicht betroffen ist“, sagt Lübbe. „Mit meinem Buch möchte ich Entscheidungshilfen und Argumente liefern.“
Gleichwohl ist das jetzt im Paderborner Bonifatius Verlag neu aufgelegte Buch eine Mahnung an die Gesundheitspolitik und Ärzteverbände, im Bereich Palliativmedizin den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Interessen von Lobbyisten.
Lübbe sieht die Palliativmedizin aktuell an einem Scheideweg: „Während der Sterbehilfe-Diskussion wird von vielen Seiten immer wieder Öl ins Feuer gegossen. Dabei geraten die berechtigten Interessen der persönlich Betroffenen in den Hintergrund. Im Gegenteil: Patienten werden verunsichert und blicken voller Angst dem letzten Lebensabschnitt entgegen.“
Die unaufgeregte und sachliche Schilderung auch der aktuellen Entwicklungen macht die Neuauflage des Buches zu einem wichtigen Hilfsmittel für medizinische Laien und Experten gleichermaßen.

Haben die Neuauflage gemeinsam auf den Weg gebracht (v. l.): Ursula Böddeker (Bonifatius Verlag, Vertrieb/Marketing), Prof. Dr. Dr. Andreas S. Lübbe und Gisela Appelbaum (Bonifatius Verlag, Lektorat). Foto: Heiko Appelbaum