“Dauerhaftes Maske-Tragen ist keine Lösung”

Chefarzt Dr. Erik Ernst schlägt Alarm zur Versorgungslage in der Region

Hohe Fallzahlen, aber milde Verläufe - diese Erwartungen hat Dr. Erik Ernst, Chefarzt der Karl-Hansen-Klinik und der Klinik Martinusquelle im Medizinischen Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe, zur Corona-Situation für den Winter 2022/2023. Gleichzeitig warnt der Mediziner vor dem unnötigen Tragen einer Maske im privaten Bereich, das für das persönliche Immunsystem durchaus kontraproduktiv sein kann. Im Vergleich zu den Vorjahren wird es nach Einschätzung von Dr. Ernst in den nächsten Monaten deutlich mehr schwere Grippeerkrankungen geben, die die Versorgungslage in der Region stark beeinträchtigen könnten.

Während der Corona-Pandemie haben die Kliniken in Bad Lippspringe in der Region Ostwestfalen-Lippe und auch deutlich darüber hinaus die meisten Schwerstbetroffenen betreut. Als Schwerpunkt-Standort der Lungenheilkunde (Pneumologie) sowohl im Akut- als auch im Rehabilitationsbereich beklagt aber auch das MZG eine spürbare Verschlechterung der Personalsituation, die zu Lasten der medizinischen Versorgung geht. "Durch die immer höher werdenden Vorgaben zur Personalbesetzung hat sich die Möglichkeit für Therapien mit künstlicher Sauerstoffanreicherung nahezu halbiert", schlägt Dr. Ernst deutlich Alarm. „Nach den aktuellen Planungen wird man uns im nächsten Schritt sogar die Finanzierung für unsere langjährig eingearbeiteten Assistenzkräfte entziehen, die die Pflegekräfte in ihrer Tätigkeit unterstützen.“

Die aktuelle Corona-Politik der Bundesregierung hält der Mediziner zumindest für problematisch: "Die unbefriedigende Lage in den Krankenhäusern wird auf die Corona-Pandemie zurückgeführt, obwohl sich daraus längst ein endemisches Virus entwickelt hat. Viel wichtiger wäre es, die drängenden Probleme des Gesundheitswesens anzugehen, das chronisch am Limit ist." In dem regelmäßigen Tragen von medizinischen oder FFP2-Masken sieht Dr. Ernst sogar eine Gefahr: "Die Bürgerinnen und Bürger sollten nicht unnötig eine Maske tragen, weil ansonsten ihr Immunsystem degeneriert und zunehmend anfälliger wird. Das dauerhafte Maske-Tragen ist keine Lösung, sollte aber in Krankenhäusern und Praxen weiterhin verpflichtend sein.“

Dass die Immunabwehr der meisten Menschen durch das Tragen von Masken heute schwächer sei als vor einigen Jahren, werde sich nach Einschätzung von Dr. Ernst in dem kommenden Winter zeigen: "Wir hatten bislang einen sehr milden Herbst, und trotzdem sind wir in den Kliniken bereits vielfach am Anschlag. Ich erwarte eine deutlich stärkere Influenza-Welle als in den vergangenen Jahren". Um die Versorgungslage zu stabilisieren, sollte die Politik unbedingt die veralteten Maßnahmen zur Isolation bei einer Corona-Infektion überprüfen und neu justieren. Darüber hinaus muss die Politik aufhören, die interne Organisation der Krankenhäuser bestimmen zu wollen, wenn sie den Patientinnen und Patienten weiterhin eine sehr gute Betreuung im internationalen Vergleich zukommen lassen möchte.

 

 

 

Bild: Chefarzt des pneumologischen Zentrums des MZG-Westfalen Dr. Erik Christian Ernst